Die Kröte

Am Teichesrand, zur Morgenröte
Saß stillvergnügt die große Kröte
Sie meinte wohl, dass es sie schütze
Das Grün der dicken Entengrütze
Die Stunde früh, es war soweit
Denn es war beinah Frühstückszeit
So war sie scharf auf eine Mucke
Vor Freude ran ihr schon die Spucke
Wie einem Hörnchen bei der Eichel
fließt hemmungslos der Speichel

Die Mucke nun, nach langer Nacht
Die sie mit Stechen hat verbracht
Am liebsten platzen möchte
So drückt ihr im Gemächte
Dein Blut, das ihre Labsal war
Doch war sie aller Reue bar
Zufrieden nun und träge
Sang sie wie eine Säge
Die schönste aller Melodein
Was braucht es mehr zum glücklich sein

Dein Leib jedoch war voller Beulen
Ihr Singen war für Dich zum Heulen
Obwohl das Laken Dich bedeckte
Und selbst die Nase sich versteckte
Stach Dich das Muckenvieh
So grausam wie noch nie
Dich plagten Mordgelüste
Wenn das die Karin wüsste
Da lag sie nun, so schön, so bloß
Und ungestochen war ihr Schoß

Und dann war da noch Adebar
Der Mann von unserem Storchenpaar
Er musste wohl am frühen Morgen
Das Futter für die Brut besorgen
Erst zog er still und leise
Am Himmel seine Kreise
Dann stelzte er mit seinen Beinen
Die so zerbrechlich scheinen
Sogleich durch den Teich
An Nahrung reich … mit Kröten und mit Laich

Die Kröte dann sich blähte
Und laut wie die Trompete
Tat sie den Morgenschrei
Dass lockte prompt den Storch herbei
Die Muck erstarrte gleich vor Schreck
Jetzt aber nichts wie weg!
Zu spät! Zu spät! Zu spät! Zu spät!
Denn angesichts der dünnen Waden
War sie doch etwas überladen

Ach, wie sich die Kröte freute
Zu früh, Ihr lieben Leute
Zu früh! Zu früh! Zu früh! Zu früh!
Was für ein leckerer Happen
Denn praktisch noch beim Schnappen
Der Adebar … Der Storch war da
Und er sich streckte, würgte, schlang
Weil ihm ein fetter Fang gelang
Gleich zwei auf einen Streich
Von jetzt auf gleich

Und Karin weich und warm
Sie lag in Deinem Arm
Und ihre kleine Zehe
Fand zärtlich Deine Nähe
Ja, Karin hat Dich eingeladen
Das Lager aufzuschlagen, an den Gestaden
Zu denen es uns alle zieht
Ins Ursprungstal, ins Feuchtgebiet
Wo alles seinen Anfang fand
So auch bei Dir, als er Dir stand

Für Karin gab es eines nur
In Harmonie mit der Natur
Und ihrem Einser-Abitur
Schwor sie den Schwur
Ihr Leben selber zu gestalten
Und die Hormone zu verwalten
Mit Thermometer und Kalender
Dass nicht ein Samenspender
Wie Du, bekommt zur falschen Zeit
Die richtige Gelegenheit

Und genau zur Morgenröte
Als draußen die Trompete
Der Kröte … erscholl
Und er Dir schwoll … so wie er soll
Und überquoll … wie wundervoll
Endlich befreit! … Empfängnisfreie Zeit!
Genau berechnet, nach Sekunden
Ihr Fehler war, dann abzurunden
So hatte sie ein Ei am Wandern
Von einem Ort zum andern

Du sagtest noch: Oh, Karin horch
Da draußen ist ein Klapperstorch
Zu spät! Zu spät! Zu spät! Zu spät!
Und während sie Dich sanft massierte
Geschah etwas, nein es passierte
Du wolltest plötzlich reden
Deinen Gefühlen Ausdruck geben
Ohhhhh!….Jaaaaaa!!!
War es die Liebe? … Waren es die Triebe?
Oder war es etwa halbe halbe?

Ach was, es war die Mückensalbe!