Und in dieser Nacht, ja so soll es sein
Wird das Feuer entfacht und ich lade Dich ein

Und wenn wir trotzdem die Kälte noch spüren
So lass uns zusammen die Flamme schüren

Und in dieser Nacht der vielen Versprechen
Verglüht der Verdacht, wir könnten sie brechen

Und wenn wir das trotzdem uns selbst nicht erkennen
So lass uns zusammen den Zweifel verbrennen

Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein …….. dabei zu sein

Wenn in der Hitze der Nacht mit den endlosen Schwüren
Im Getümmel der Schlacht sich unsere Seelen berühren

Und wenn wir trotzdem in Tränen ertrinken
So lass uns zusammen im Lächeln versinken

In der Stille der Nacht steht uns jedenfalls
Um den Verstand gebracht das Glück bis zum Hals

Und sollte das Glück nicht die Nacht überdauern
Wir sollten trotzdem keinen Moment bedauern

Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein …… dabei zu sein

Und sollt dann das Glück uns einfach nicht glücken
So lass uns zusammen eine Träne verdrücken
Denn wir sollten nie, nie, nie, niemals vergessen
Wir hatten es nie; es hat uns besessen

Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein
Und ich lade Dich ein …… dabei zu sein

Wenn der Tag erwacht, lässt den Morgen grauen
Und wir haben die Nacht uns um die Ohren gehauen


Es hat nicht viel gefehlt
Ich war schon angezählt

Es hat sich noch nicht ausgezappelt!
Es wird sich noch mal aufgerappelt!

Noch schlägt mir nicht die Stunde
Der Gong ertönt zur letzten Runde


Ein Text, der sich auf die Heimerziehung unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg bezieht. Von etwa 2008 bis 2010 gehörte es zu meinen beruflichen Aufgaben, diese Geschichte für die Stadt Bremerhaven zu erkunden; mit Betroffenen zu sprechen; mit Kolleginnen und Kollegen an einer inhaltlich und formal schlüssigen Gesamtdarstellung zu arbeiten; mit wissenschaftlichen Institutionen zusammen zu arbeiten. Dieser „litherarische“ Versuch soll persönliche und weltanschauliche Verbindungen zur NS-Zeit herstellen.


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Freitag, den 26.01.2018 in Hamburg Eimsbüttel, Auster Bar, 8 min

Stellt Euch mal vor in diesem Saal
Tagt Heut und Hier ein Tribunal
Der Guten und Gerechten
Die auch mal richten möchten
Heut geht es nicht um Tatbestände
Die man bedächtig wägend wende
Heut kommt es auf die Haltung an
Die wir mal zeigen müssen, irgendwann
Das Urteil spricht nicht Hinz und Kunz
Wir sind hier schließlich unter uns
Ein kleiner Hinweis muss noch sein
Der Richterspruch heißt: NEIN

Der erste Fall:
Bei uns herrscht jetzt Demokratie
Die Gegend hier ist neu für sie
Sie ist für mich genau genommen
Hier überhaupt nicht angekommen
So wie damals, hier in Lichtenhagen
Schon lange her, vor vielen Tagen
Als eine Welle ungehemmt
Das Fremde bis nach Rostock schwemmt
Die Opfer schlimmster Bürgerkriege
Ich frag mich nur, warum so viele
Grad hier bei uns, weil es doch schon
So vielen fehlt an Arbeit und an Lohn
Das geht nicht gut, das war mir klar
Weshalb ich auch dagegen war
Ich war vor Ort, zum Protestieren
Dort sah ich Flammen nach der Hauswand gieren
Des Heimes der dort asylierten
Das schöne Sonnenblumen zierten
Vom Hause her klang Angstgeschrei
Davor dann Lachen, Pöbelei
Die Staatsgewalt, wie man sie kennt
Trat auf mit Helm und Kettenhemd
Doch im Sieges- und Triumpfgebrüll
War sie so ungewöhnlich still
Die Staatsgewalt, was macht sie bloß
Sie schien mir orientierungslos
Das Recht, schien mir, war überwunden
Und das für Tage, nicht für Stunden
Ein Staat, der solchen Pöbel duldet
Der liefert nicht, was er uns schuldet
Und das sag ich hier ungeniert
Das wär hier früher nicht passiert
So war das Ganze nicht mein Ding
Weshalb ich dann nach Hause ging

Am nächsten Tag wurd viel geschrieben
Es wurd auch mächtig übertrieben
Wie dem auch sei – ich war dabei
Glaubt nicht, mir wäre das egal
Ich hatte nun mal keine Wahl
Drum stell ich mich dem Tribunal

Mein Gewissen ist schlecht
Meine Reue ist echt
Mein Herz ist rein
Wird mir verziehen sein?
NEIN!

Unser zweiter Fall:
Ich kenn den Kurt aus alten Tagen
Er ist ein Arsch, was soll ich sagen
Das Ganze kam nur seinetwegen
Ich wollte gar nicht Feuer legen
Und dann bin ich leider auch als Kind
Zu kurz gekommen und wir sind
Beschissen worden, ist doch klar
Weil alles eine Lüge war
So war es doch, und überhaupt
Man hat uns unsern Stolz geraubt
Ich nehm es ausnahmsweise hin
Das ich auch ein Opfer bin
Vom Kurt hab ich mich weit entfernt
Ich habe die Lektion gelernt
Das sagt auch mein Sozialarbeiter
Denn vor Gericht hilft mir das weiter
Hab keinen Bock drauf einzufahren
Wo wir doch bloß besoffen waren
Bekam ne Tracht von meinem Vater
Und hatte auch nen Riesenkater
Da ist doch gar nichts groß passiert
Das Haus wird einfach neu lackiert
Und dann sind auch die andern dran
Zum Beispiel Heinz, von nebenan
Vom Großen war ich nur ein kleiner Teil
Und trotzdem, Mann, was war das geil
Ich war sogar im Fernsehen drin
Am Rande nur, doch immerhin
Mein Bruder hat es aufgenommen
Du glaubst es nicht? Du kannst ja kommen
Doch vor Gericht hilft das nicht weiter
Das sagt auch mein Sozialarbeiter
Am nächsten Tag wurd viel geschrieben
Es wurd auch mächtig übertrieben
Wie dem auch sei – ich war dabei
Glaubt nicht, mir wäre das egal
Ich hatte nun mal keine Wahl
Drum stell ich mich dem Tribunal

Mein Gewissen ist schlecht
Meine Reue ist echt
Mein Herz ist rein
Wird mir verziehen sein?
NEIN!

Und der dritte Fall:
Und ich betrachte das Problem im Lichte
Unserer Verantwortung vor der Geschichte
Grad weil bei uns ein Unrechtsstaat
Millionen hier vertrieben hat
Müssen wir jetzt zu den Menschen stehen
Die ohne uns zu Grunde gehen
Und darum: das Asylrecht ist mir heilig
Grade deshalb müssen wir jetzt eilig
Das Grundgesetz entsprechend präzisieren
Bevor die Bürger die Geduld verlieren
Wenn das Asylrecht in Gefahr gerät
Ich fürchte, dann ist es zu spät
Denn wenn wir auch das Beste hätten
Ich will es vor sich selber retten
Politisch Verfolgte genießen Asylrecht (GG Art. 16a Absatz 1)
Ein Satz wie an die Wand gemalt
Doch nirgends steht wer das bezahlt
Selbst wenn wir zig Milliarden hätten
Wir könnten doch nicht jeden retten
Wir haben schließlich selber Sorgen
Nicht gerade offen, doch verborgen
Und deshalb brauchen wir hier jetzt
Ein Asylbewerberleistungsgesetz
Und dass manche Länder sicher sind
Das weiß doch schließlich jedes Kind
Das ist doch nicht so kompliziert
Denn schon wer seinen Pass verliert
Der hat doch etwas zu verschleiern
Ich weigere mich, da rumzueiern
Und die vor Siziliens Küsten treiben
Die können doch da unten bleiben
Denn schließlich sind sie sicher dort
Die registrieren wir dann dort vor Ort
Und zwar menschlich und formal korrekt
Bevor sich jemand hier versteckt
Vielleicht sogar hier in der Schanze
Das geht doch nicht, das Ganze
Drum urteilt bitte nicht voreilig
Denn das Asylrecht ist mir heilig
Es wird es deshalb weiter geben
Doch eben nicht für jeden!

Am nächsten Tag wurd viel geschrieben
Es wurd auch mächtig übertrieben
Wie dem auch sei – ich war dabei
Glaubt nicht, mir wäre das egal
Ich hatte nun mal keine Wahl
Drum stell ich mich dem Tribunal

Mein Gewissen ist schlecht
Meine Reue ist echt
Mein Herz ist rein
Wird mir verziehen sein?
NEIN!

Dies ist die Botschaft an den Saal
Dass Ihr irgendwann, beim nächsten Mal
Wenn Ihr einmal hier oben steht
Dann wisst Ihr ja, wie es so geht!
Ob als Richter oder Täter
Das … entscheidet sich dann später


Die meiste Zeit meines Lebens habe ich im Schatten der Wremer Kirche verbracht. Die Kirche steht auf der Dorfwurt und ist umgeben von dem Friedhof. Der Turm der Kirche gilt als einer der schönsten im Elbe-Weser-Dreieck (Alma Rogge).


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